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Der Pfau

Einen Würmling hält der Pfau im Schnabel.
Wer kann dieser Würmling sein?
Ich dagegen mit der Gabel
Halte meine Speise rein.

Der Pfauinstinkt naturgegeben
Pickt die besten Beeren an,
Doch dem Nachwuchs Nahrung gebend
Ändert er den Speiseplan.

Würmer aus dem Erdenboden
Geben seinen Gliedern Kraft,
Was der Mensch mit Ekel meidet,
Ist dem Pfau ein süßer Saft.

Wüst der Anblick für die Augen,
Armer Wurm im Pfauenmaul,
Wurm zuvor noch in der Erde,
Noch zuvor im Erdenfaul.

Wenig zählt ihm seine Beute,
Wieder sucht er einen Schmaus,
Er verachtet sein Gehege,
Aus dem Garten bricht er aus.

Ist dem schönen bunten Vogel
Abzusprechen alle Schuld?
Wollt nicht auch das Würmlein leben,
Das nun gärt im Pfauenschlund?

Ganz gewiss ist er ein Mörder,
Der uns lockt in seiner Balz,
Wir verführt durch seine Federn,
Abgelenkt vom Federkranz.

Nicht allein sticht er die Weiblein,
Gabelt vielmehr Würmer tot,
Trampelt fest auf allen Gräbern,
Hinterlässt uns seinen Kot.

Kommen wir zur Schuld zurück.
Noch ist kein Urteil ausgesprochen,
Der Menschenmörder ist zu richten,
Er hat uns in den Bauch gestochen.

Bestimmt scheinst du verwirrt zu sein.
Wie kann das blaue Huhn uns stechen?
Doch sind wir nicht die Erde bald,
Die dann der Pfau sucht aufzubrechen?

Und Brennen schützt auch nicht davor,
Da doch die Asche sich bald senkt,
Zu Boden sinkt der Urnenstaub,
Die Schwerkraft keine Gnade kennt.

Am Ende wartet doch der Wurm,
Um den wir stets herumgetappt,
Dann fliegt herbei das Federvieh,
Der Pfau uns arme Würmer schnappt.

Einen Würmling hält der Pfau im Schnabel,
Dieser Würmling bist auch du,
Leider sah das Noah nicht,
Er gab dem Schiff den Pfau hinzu.

Das Tier entstammt dem Paradies,
Vom Himmel kommt sein Blau,
Evas Kinder frisst die Schlange,
Die Schlange sucht die Frau.

Ich habe Angst vor diesem Tiere,
Schon als Kind war mir ganz flau,
Ich habe Angst vor dem Verwesen
Und nach dem Tod noch vor dem Pfau.

Published inLyrik