Am fünfzigsten Tag waren die Jünger versammelt, Als ein Sturm die Türen heftig verrammelt. An diesem Fest wird der Ernte gedacht, Deren Brot kürzlich gebacken erst hastig bei Nacht. Brot, das vor fünfzig Tagen geweiht, Längst schon verdaut ist im irdischen Leib. Brot aus Ägypten, die Flucht in die Wüste, Das Pessach, des Seders bittres Gemüse Kosteten die Jünger vor fünfzig Tagen, Nach diesen herrscht Dank für die Heimkehr der Garben. Und nicht nur das Brot allein nährt das Leben, Am Sinai wurde daher eine Verfassung verlesen. Gott hat durch Mose ein Volk konstituiert, Mit Steintafeln die Götter dekonstruiert. Das Gesetz war die Saat gegen das Kalb oder Baal, Sein Same ging auf im Jerichotal. Dort erntete Josua, was er nicht gesät, Und Achans Sünde das Gold- und Silbergerät. Das Heilige Land war der Sklaven Erbe, Das Volk Israel Adonais üppige Ernte. So ging Juda jährlich nach Zion auf Reisen, Zu Schawuot Gott dankend für Tora und Weizen. So wiederholten die Jünger der Väter Taten Auch damals, doch das Essen musste noch warten. Noch ehe nur einer am Wasser konnt nippen, Benetzte ein Regen von oben die Lippen. Ein Regen, nicht wie der Tau der Wolken, Es waren Feuerzungen vom Himmel geschmolzen, Vom höchsten und hellsten Firmament hinab, Floss jedem eine solche Zunge herab. Auf einen jeden fiel das Feuer nieder, Da legte der Sturm sich langsam wieder. Rastlos redeten im Saal die Jünger, Ihre Herzen erbebt vom göttlichen Dünger. Alle predigten in fremden Sprachen, Bald folgten den Worten hehre Taten. So wurde die Kehle des Petrus befreit Vom Idiom galiläischer Einsilbigkeit. Die Zungen offenbarten ihnen jede Vokabel, Buchstäblich vollendeten sie den Turmbau zu Babel. Die einen staunten über ihr neues Talent, Jede Zunge schien wie von Feuer getränkt. Andere meinten, sie seien Halunken, Man hielt sie für vom süßen Wein betrunken. Doch war es erst neun an dem Morgen, Weshalb kein Spiritus sie derart verdorben. Und so wurde aus Schawuot, dem Wochenfest, Ein weltumfassender Sprachentest. Und nebenbei bemerkt ist Pfingsten Die Vergöttlichung der einst Geringsten.
πεντηκοστή
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